In revolutionärem Fieber und mit minimalistischer Konzeption lässt das Nö-Theater anhand von sieben vergessenen Stationen die Novemberrevolution von 1918 wiederaufleben und hält es dabei mit Bertolt Brecht: „Immer schreibt der Sieger die Geschichte der Besiegten.“ Die Nationalhymne erschallt blechern. Von der inneren Spaltung der SPD bis hin zur Gründung der Weimarer Republik überschlagen sich die Ereignisse. Historische Persönlichkeiten wie KPD-Gründer Karl Liebknecht oder General Wilhelm Groener ringen satirisch-verzerrt auf der Bühne um Einfluss und Ideale. Trockener Stoff, der sich mit Blut getränkt und in den Händen gewrungen in einen spannenden Polit-Krimi verwandelt. Als Sündenbock muss der mit kölschem Akzent versehene Friedrich Ebert herhalten.
Der Abend kann als ein Plädoyer für die Notwendigkeit einer vereinten Linken verstanden werden – das gilt heute ebenso dringlich wie vor hundert Jahren. Das politische Dokumentartheaterstück wurde von Regisseur Janosch Roloff gemeinsam mit dem Ensemble entwickelt. Dabei werden viel Staub und zahlreiche Fragen aufgewirbelt: „Was sagt eigentlich die Friedrich-Ebert-Stiftung dazu?“ In einem Prolog begründen sich die fünf Jungschauspielerinnen aus dem Umfeld der Theaterakademie Köln für die Themenwahl, schließlich würden die Geschehnisse im kollektiven Gedächtnis häufig als Wegbereiter für den Faschismus abgetan. Dass wir der „vergessenen Revolution“ auch den Achtstundentag, das Frauenwahlrecht, die Beendigung des 1. Weltkriegs und schlussendlich die deutsche Demokratie verdanken, wird dabei gern verdrängt. Hier aber unterstrichen.
„Die vergessene Revolution“ | R: Janosch Roloff | 6.-8.12., 15.-18.1. 20.30 Uhr | Theater Tiefrot | 0221 460 09 11
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