Nicht nur in ihrer Kunst kommt die Bewegtheit ihres Lebens zum Ausdruck, auch die Texte Frida Kahlos spiegeln die von ihr durchlebten Höhen und Tiefen. Juliane Ledwoch hat sich intensiv mit der Künstlerin auseinandergesetzt. Das Ergebnis ist eine One-Woman-Show, die sich mit dem Leben und der heutigen Wahrnehmung Kahlos und ihrer Kunst befasst. Die Uraufführung findet am 15. Januar im Theater Tiefrot statt.
choices: Juliane, wie ist die Idee zum Stück entstanden und was war deine Motivation dahinter?
Juliane Ledwoch: Ich hatte vor einiger Zeit schon mal ein Solostück gespielt: „Das kunstseidene Mädchen“ von Irmgard Keun. Ich war seit längerer Zeit auf der Suche nach einem geeigneten Stoff für ein neues Solostück. Die vorhandenen Vorlagen haben mir alle nicht so gut gefallen. Also beschäftigte ich mich mit historischen Personen. Und da bin ich auf Frida Kahlo gestoßen. Um ehrlich zu sein: zwischen zwei Vorstellungen in der Garderobe des Millowitsch Theaters, in dem ich als Ensemblemitglied im letzten Stück mitwirkte. Dann habe ich etliche Biografien über Frida Kahlo gelesen. Und da wusste ich, das ist der richtige Stoff, um ein eigenes Theaterprojekt auf die Beine zu stellen.
Was fasziniert dich besonders am Menschen und der Künstlerin Frida Kahlo?
Frida Kahlo war nun mal in der Tat eine absolute Ausnahmepersönlichkeit mit einer beindruckenden Lebens- und Leidensgeschichte. Ein sensibles, hochintelligentes und zartes Geschöpf, eine Frau mit bemerkenswerten Ansichten, die ihre Fantasie und Poesie und ihren Geist nicht nur in ihren Gemälden, sondern auch in ihren Briefen und Gedichten zum Ausdruck brachte.
Wie bist du bei der Auswahl und Zusammenstellung der Texte vorgegangen?
Das war sehr schwierig, weil es einfach so viel über Frida Kahlo zu erzählen gibt. Also musste ich mich nach und nach von so vielen Texten und Informationen trennen, da das sonst einen Theaterabend gesprengt hätte. Ich denke, eine Auswahl getroffen zu haben, die die Essenz des Lebens der Künstlerin Frida Kahlo vermittelt.
Was war dir bei der Entwicklung des Konzepts besonders wichtig?
Ich wollte Frida Kahlo von mehreren Seiten beleuchten, d.h. nicht nur ihren Werdegang zu Lebzeiten, sondern auch das Bild, das heute von ihr geprägt wird – damit meine ich die extreme Kommerzialisierung ihrer Person – darstellen. Deswegen habe ich z.B. eine Szene per Videoeinspielung eingefügt, die die heutige Vermarktung von Frida Kahlo dokumentiert.
Worin bestand die größte Herausforderung hinsichtlich der Realisierung des Stücks?
Die größte Herausforderung für mich war, das ganze Projekt ganz alleine zu stemmen. It´s a one woman show. D.h. ich habe tatsächlich alles selber gemacht. Von der Textcollage und Inszenierung bis hin zum Bühnenbild, Kostüm und Ausstattung. All das hat mir die größte Freude bereitet und nach wie vor fühle ich mich mit dieser Entscheidung sehr wohl.
„Frida Kahlo – Erinnerung an eine offene Wunde“ | R: Juliane Ledwoch | 15.(P) - 18.1., 23.1. - 25.1. je 20.30 Uhr | Theater Tiefrot | 0221 460 09 11
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Saufen als Brauchtum
„Der fröhliche Weinberg“ am Theater Tiefrot – Prolog 08/22
Kurzer Prozess
Zuckmayers Drama am Theater Tiefrot – Theater am Rhein 05/22
„Wir machen weiter!“
20 Jahre Theater Tiefrot – Prolog 04/22
Wolken sind aus <s>Poesie</s> Angst gemacht
„Störfall“ am Theater Tiefrot – Theater am Rhein 01/22
„Ich weiß nicht, wie oft wir schon totgesagt wurden“
Volker Lippmann über „Der eingebildete Kranke“ – Interview 07/21
Aufgewirbelter Staub und zahlreiche Fragen
„Die vergessene Revolution“ im Theater Tiefrot – Theater am Rhein 12/18
Dreigroschen-Vampire auf Urlaub
„Die Dreigroschenoper“ im Theater Tiefrot – Theater am Rhein 08/18
Bessere Welt?
Theater im September im Rheinland – Prolog 08/18
Madame la Mort
„Die Geschichte von den Pandabären“ im Theater Tiefrot – Theater am Rhein 07/18
Die Sonne scheint nur
Sommertheater in Köln – Prolog 06/18
Höckes Mythos
„Inside AfD“ mit dem Nö-Theater – Theater am Rhein 12/17
Lachen, raufen, trauern
„Romeo & Julia“ im Theater Tiefrot – Theater am Rhein 05/17
„Das Ganze ist ein großes Experiment“
Regisseurin Friederike Blum über „24 Hebel für die Welt“ in Bonn und Köln – Premiere 10/24
„Wir wollen Rituale kreieren“
Regisseur Daniel Schüßler über „Save the planet – kill yourself“ in Köln – Premiere 09/24
„Draußen geht viel mehr als man denkt“
Schauspielerin Irene Schwarz über „Peer Gynt“ beim NN Theater Freiluftfestival – Premiere 08/24
„Familie ist immer ein Thema“
Regisseur Rafael Sanchez und Dramaturgin Sibylle Dudek über die Spielzeit 2024/25 am Schauspiel Köln – Premiere 07/24
„Wir können nicht immer nur schweigen!“
Jens Groß inszeniert Heinrich Bölls Roman „Frauen vor Flusslandschaft“ am Theater Bonn – Premiere 06/24
„Brisante politische Inhalte, lustvoll präsentiert“
Leiter Haiko Pfost über das Impulse Theaterfestival 2024 in Köln, Düsseldorf und Mülheim a. d. Ruhr – Premiere 05/24
„Wir wissen nicht viel über das Universum“
Ronny Miersch inszeniert „Der Mensch erscheint im Holozän“ am TdK – Premiere 04/24
„Es wird ein Kampf um Vormachtstellung propagiert“
Rafael Sanchez inszeniert „Die letzten Männer des Westens“ am Schauspiel Köln – Premiere 03/24
„Wir wollten die Besucher:innen an einem Tisch versammeln“
Subbotnik zeigt „Haus / Doma / Familie“ am Orangerie Theater – Premiere 02/24
„Der Roman lässt mich empathisch werden mit einer Mörderin“
Regisseur Bastian Kraft über „Die verlorene Ehre der Katharina Blum“ – Premiere 01/24
„Wir sind voller Hoffnung, dass Demokratie möglich bleibt“
„Fulldemo.crazy“ kombiniert Möglichkeiten des Theaters und des Gamings – Premiere 12/23
„Ein interdisziplinäres großes Theaterhaus für die Stadt“
Die Dramaturgin Stawrula Panagiotaki übernimmt die Leitung der Studiobühne – Premiere 11/23
„Der Eigentumsbegriff ist toxisch“
Regisseurin Marie Bues bringt am Schauspiel Köln „Eigentum“ zur Uraufführung – Premiere 10/23