Die Körpersprache ist extrem reduziert, die Mimik Angst einflößend höflich, daraufhin folgt langes betretenes Schweigen. Niemand spricht. Allgegenwärtig ist nur der ohrenbetäubende Lärm eines Helikopters. Die scheinbare Belanglosigkeit seiner Filme ist irgendwie verstörend. Dann sieht man plötzlich Avi Mograbi in seinem eigenen ersten und einzigen Spielfilm. Man kommt nicht darum herum, heimlich sein damaliges Aussehen mit dem heutigen zu vergleichen. Schließlich ist er anwesend. Titel des ersten im Academyspace präsentierten Kurzfilmes: „Deportation“.
Der israelische Regisseur ist in beinahe jedem seiner Filme zu sehen, aber keiner handelt von ihm. Das muss man erst einmal schaffen. Mograbi stammt aus einem eher konservativen Umfeld, sein Vater war nicht begeistert, dass er Film und später auch noch Kunst studierte, wie er im Gespräch mit Rasha Salti verrät, die ihn liebevoll als „etwas verrückt“ vorstellt.
Sein zweiter präsentierter Kurzfilm lautet „Tavlit“ – eine in einer einzigen Einstellung geschossene Endlosschleife. Die schrille Geräuschkulisse ist nervtötend, sie schlägt auf’s Gemüt. Die sich wiederholenden Bilder einer Ansammlung von Palästinensern, die von israelischen Soldaten aufgehalten werden, sind wackelig, man hat das Gefühl, seekrank zu werden. Es ist wie auf einem Karussell, das sich immer wieder im Kreis dreht. Keiner kann sich wirklich fortbewegen. Diese Endlosigkeit ist leider symbolisch: Der Konflikt in Nahost erscheint ebenfalls nicht auflöslich und bisweilen ausweglos.
Avi Mograbis Werke sind eine indirekte Kritik an der Gesellschaft und an der Politik Israels. Diese würde zunehmender faschistischer, beklagt er im Gespräch. Die Form seiner Werke ist experimentell, die Inhalte oft realistisch. Leider, denn der Konflikt in Nahost scheint realer denn je. Dem Vertreter des radikalen Autorenkinos gelingt es dabei auf subversive Weise, das Banale so scharfsinnig auf den Punkt zu bringen, dass er die Unstimmigkeiten der israelischen Gesellschaft und die Besetzung Palästinas ans Licht bringt. Er selber wird dabei zum Teil dieses krankenden Systems.
So endet der dritte und letzte Kurzfilm, in welchem Avi Mograbi scheinbar unaufhörlich mit einem palästinensischen Freund telefoniert, wie sein gleichnamiger Titel mit den simplen Worten: „Wait, It’s the soldiers, I’ll hang up now“. Sein Freund legt auf. Dem Filmemacher gelingt es nicht, ihn noch einmal zu erreichen. Ist das noch Film oder schon Realität? Das Ende ist in jedem Fall verstörend.
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