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Leben am Fluss

24. April 2019

Brohm und Soth in Düsseldorf – Kunst in NRW 05/19

Die Farbfotografien von Joachim Brohm und Alec Soth waren an Rhein oder Ruhr bereits zu sehen. Was ihre Doppelausstellung im NRW-Forum Düsseldorf jetzt so interessant macht, ist die dialogische Präsentation, die von Beiden veritable Retrospektiven einschließt. Vielleicht könnten sie als Fotografen nicht unterschiedlicher sein? Brohm, der am Niederrhein aufgewachsen ist und in Essen studiert hat, wurde 1955 geboren; er lehrt seit 1993 als Professor für Fotografie in Leipzig. Soth wurde 1969 geboren und lebt in Minneapolis. Die fotografischen Bilder von Brohm kennzeichnet der Verzicht auf eine Zentrierung; die Motive sind, teils gesehen aus der Ferne, wie Farbflecken im Bild verteilt. Oder der Blick schweift über Gegenstände hinweg und bleibt an Texturen und Strukturen hängen. Alec Soth hingegen fokussiert und inszeniert. Auf die Personen im Zentrum der Darstellung ist jedes Detail abgestimmt. Soth zielt auf eine Geschichte ab, hingegen wird Brohm zum Dokumentar, der die Deutung der Szenerie ganz dem Betrachter überlässt, aber schon mit lapidaren Situationen und vorgefundenen Farben fotografische Bilder findet.

Im NRW-Forum werden die jeweiligen Eigenheiten anhand von frühen Serien untersucht; bei beiden Künstlern handelt es sich um das Geschehen an einem Fluss: bei Brohm an der Ruhr (ab 1979), bei Soth am Mississippi (ab 1999) – die Peripherie mit ihrer Topografie und ihrer sozialen Verfasstheit weist auf weitergehende zivilisatorische Fragen. Während sich bei Brohm im All-Over ein sachlich konstatiertes Panorama der Lebenswirklichkeit einstellt, wendet sich Soth schon da Einzelschicksalen zu. Dazu hat Ralph Goertz als Kurator Fotografien beider Serien paarweise nebeneinander gehängt. Darüber hinaus bleibt das Potential der Fotografie ein Thema der Ausstellung „Two Rivers“. So sind von Joachim Brohm – erstmals – Porträts zu sehen, die als Schnappschüsse in Ohio entstanden sind. Und die Serie „Songbook“ von Alec Soth zeigt schwarz-weiß Aufnahmen voller sprechender Leere, denen ein Hauch von Trauer anhängt. Auch wenn es etwas didaktisch anmutet: Deutlich wird bei beiden Fotografen, wie sich ihr künstlerisches Konzept immer weiter entwickelt hat – und dass es sich doch treu bleibt.

Two Rivers | bis 7.7. | NRW-Forum Düsseldorf | 0211 892 66 90

Thomas Hirsch

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