Bei all dem Ausnahmezustand durch Corona und übertönt vom Ausstellungsmarathon zu Joseph Beuys geht ein Jubiläum etwas unter: Vor 500 Jahren hat sich Albrecht Dürer in Antwerpen aufgehalten und dabei das Rheinland und Aachen besucht. Das Suermondt-Ludwig-Museum veranschaulicht nun diese Reise des berühmten Renaissancekünstlers, der sich 49-jährig auf dem Höhepunkt seines Ansehens befand.
Der Anlass, der ihn von Nürnberg im August 1520 nach Antwerpen führte, war praktischer Natur. Er benötigte die Einwilligung des zum Kaiser gekrönten Karl V., um weiterhin seine Leibrente zu erhalten. Bis zum Sommer 1521 blieb Dürer mit seiner Frau in den Niederlanden. Er nahm am gesellschaftlichen Leben teil, kümmerte sich um die Finanzen, empfing und wurde empfangen, er porträtierte Erasmus von Rotterdam, las die Schriften von Martin Luther und war als Kulturtourist unterwegs.
Seine Beobachtungen und Erfahrungen schilderte er in Reisebüchern und Briefen, die momentan als Originale oder in Form von historischen Abschriften im Suermondt-Ludwig-Museum einzusehen sind.
Als Künstler hat Dürer sich in dieser Zeit nicht nur den christlichen Legenden, sondern auch der Tierwelt und sogar der Mode zugewandt. Dazu arbeitete er mit Silber- und Bleistift, Kreide und Kohle, Feder und Pinsel. Er hat sich mit der Kunst seiner Kollegen auseinandergesetzt, einige von ihnen getroffen, ihre Werke kritisch angeschaut und mitunter bewundert.
Die Ausstellung in Aachen geht auf all das ein. Mit einer wunderbaren Auswahl an Kunstwerken von Museen aus der ganzen Welt verortet sie die Reise in ihrem Kontext und in ihrer Bedeutung. Zusätzlich bezieht sie nicht nur einige der berühmtesten Gemälde und die Druckgraphiken Dürers ein, sondern umfasst auch Gemälde von Künstlern wie Quinten Massys, Lucas van Leyden oder, mit einem seiner seltenen Holztäfelchen, Juan de Flandes.
Fantastisch sind auch die Zusammenstellungen typischer, bei den Künstlern verbreiteter Motive, wie die Mutter Gottes und Hieronymus. Und nach all dem führt der Weg zum Ausgang durch die Sammlung des kunsthistorischen Museums: Auch dafür sollte man sich Zeit nehmen.
Dürer war hier | bis 24.10. | Suermondt-Ludwig-Museum Aachen | 0241 432 49 98
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