Do you remember a guy that’s been
In such an early song
I’ve heard a rumour from Ground Control
Oh no, don’t say it’s true (David Bowie, 1980)
Eigentlich ist es ganz ruhig im Kölner Museum für angewandte Kunst. Dabei sollen hier gleichzeitig einhundert Musikvideos zu sehen sein. Doch die Kuratoren haben 120 Flachbildschirme auf drei Etagen verteilt und jeden mit zwei Kopfhörern verbunden. Sound nur zu Zweit, Optik bis das Auge schmerzt. Ich gebe zu, mir haben ein paar Videos gefehlt, insbesondere „Ashes to Ashes“ von David Bowie, 1980 im Rückwärtslauf gedreht und dann vorwärts abgespielt. Auch andere Highlights der Musikvideogeschichte fehlen natürlich, aber das trübt das Vergnügen in keiner Weise.
Die Ausstellung ist auf ihre Art gigantisch. Der amerikanische Musikkanal MTV hat am 1. August 1981, also vor 30 Jahren mit dem Clip "Video Killed The Radio Star" diese spezielle Bebilderung von Songs ins Rollen gebracht, in Deutschland dürfte das Format „Formel eins“ 1983 die ersten Clips transportiert haben. Meist stand da noch die Band im Vordergrund, quasi ein vor Kulisse oder Landschaft mitgefilmter Liveauftritt, als „Beatclub mit Hintergrund. das war es. Was damit losgetreten wurde, darf man getrost als visuelle Revolution begreifen. Die kurzen Werbestreifen entwickelten sich zu einer eigenständigen filmischen Kunstform, die schnell die Werbebranche infizierte, dann unsere ganze optische Umgebung und die Filmindustrie selbst. Ganze Kurzgeschichten wurden in wenigen Minuten erzählt, gipfelten im Millionen Euro teuren Michael Jackson-Video zu „Thriller“ (1983), 13‘40‘‘ Minuten lang, Regisseur kein geringer als John Landis. Die digitale Filmentwicklung wurde durch die Clips enorm beschleunigt, alles was neu und teuer war, im Musikvideo wurde es unmittelbar nach der Entwicklung benutzt. Ein echter Knaller in eigener Koje ist sicherlich Björks 7-Minutenfilm „Wanderlust“
2008 aufgenommen in stereoskopischem 3D. Da hatten sie Clips ihren Siegeszug auch im Internet längst angetreten (You Tube wurde 2005 gegründet).
In zwölf Kapiteln wird die Geschichte des Genres vermittelt. In einem separierten Raum erklärt sich das Musikvideo als Medium der Bildenden Kunst. „Der Musikclip ist ein wichtiger Teil des audiovisuellen Kulturerbes dieser Welt", sagt Michael P. Aust, Kurator der Ausstellung bei der Eröffnung. Mir ist das erst einmal nicht so wichtig, ich bin auf der Suche nach meinen Lieblingen, entdecke auf dem Weg das lange nicht mehr gesehene "Strawberry Fields Forever" (1967) von den Beatles. Irgendwie haben die schon vor MTV Videoclips gedreht, aber die machten ja auch schon ganze Filme. Dann finde ich, wonach ich suche. Ausgerechnet in der Rubrik „All is full of love“ läuft “Smack my bitch up” (1997) von den Prodigy. Ein Exzessvideo mit Handkamera aus der Sicht einer Person gedreht, skurril, ein bisschen übel, leider kein One-Cut-Video wie „Unfinished Sympathy“ (1991) von Massive Attack, aber mit großartigerem Ende. Dann entdecke ich Unkle und „Rabbit in your Headline“ (1998). Ich haste von Monitor zu Monitor. Man brauchte einfach Zeit, so viel Zeit.
“The Art of Pop Video” I Bis 3.7. I Museum für Angewandte Kunst Köln I 0221 390 66 65
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