Es gibt 392 Beiträge von Raspa
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30.01.2018
So ganz einig waren wir uns nicht nach dem Besuch des Films: Wird hier anschaulich gemacht, wie in Zeiten größter Not ein Politiker manchmal alles riskieren muss, und wenn es ein Ritt über den Bodensee ist, um eine Katastrophe abzuwenden? Oder wird hier auf manipulative Weise ein Mann, der wahrhaftig keine reine Lichtgestalt war, zum überlebensgroßen Helden stilisiert? Ganz einig wurden wir uns nicht - jeder Zuschauer muss da für sich selbst urteilen. Was allerdings unstrittig bleibt, ist die überragende Vorstellung, die Gary Oldman in der Titelrolle abliefert. Da kann man nur den Bowlerhat ziehen..
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20.01.2018
Ja,es ist schon eine Art Road Movie - freilich ist es eine Fahrt ohne Wiederkehr, die man hier miterlebt Filmisch ist das eher konventionell, ein solcher Film lebt eindeutig davon, wie gut die Hauptdarsteller sind. Und diese beiden sind ganz Große ihres Metiers: Donald und Helen spielen dieses alte Paar einfach hinreißend. Welch ein Unterschied zu dem sentimentalen Klamauk, der uns in "Honig im Kopf" zum gleichen Thema angeboten wurde ( was mehr die Schuld des Drehbuchs als die von D. Hallervorden war ). Hier ist alles sehr viel dezenter und damit glaubwürdiger, vielleicht bis auf die Szene, in der John seine Frau mit seiner früheren Geliebten verwechselt - die fand ich etwas zu dick aufgetragen. Das ist jedoch nur eine kleine Einschränkung. Ansonsten: empfehlenswert.
Kurze Anmerkung zur Synchronisation: Störend war die mehrfache falsche Aussprache des Namens, den die beiden ihrem herrlichen alten Wohnmobil gegeben hatten ( Leisure Seeker ).
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17.01.2018
Mmh, ein Marathonlauf geht über 42 km, und nach 42 Jahren habe ich mir diesen Film nun ein 2. Mal angesehen ( ohne mir das zuvor so zurecht gelegt zu haben, aber es ist schon eine nette Koinzidenz ). Eigentlich hatte ich neben den Trainingsläufen Hoffmans in Manhattan nur noch die schreckliche Zahnarztszene so richtig in Erinnerung, die allerdings hatte sich sehr nachdrücklich eingeprägt. Nun, wie war das Wiedersehen? Man sagt ja oft, und meist auch zu Recht, dass Filme damals in der Regel ein sehr viel bedächtigeres Tempo hatten. Für Schlesingers Werk allerdings gilt dies kaum, nach ruhigem Beginn ist der Film durchaus flott geschnitten. Freilich fallen einem die kolportagehaften Züge der Handlung und der Figurenkonstellation doch deutlicher auf als damals: Der dämonische ehemalige KZ - Arzt ( Josef Mengele nachempfunden ), der von dubiosen Geheimdienstmännern gedeckt wird, der idealistische Pazifist ( Hoffman ), Sohn eines in den Tod getriebenen MacCarthy-Opfers, der dann doch zur Waffe greift, sein ungleicher Bruder, der sich in den Dienst der finsteren Mächte gestellt hat, ebenso wie die auf unseren Helden angesetzte schöne Frau ( Marthe Keller fällt gegen die Riege der prominenten männlichen Schauspieler doch etwas ab ). Trotzdem, es ist ein spannender Film, in dem, interessant für dieses Jahrzehnt, auch der Umweltschutz mehrfach thematisiert wird, mit einem sehr schönen Showdown, an dessen Ende sich Olivier in der Rolle des Dr. Szell zuletzt unfreiwillig selbst richtet. Keine wirklich große Wiedentdeckung also, aber auch keine Enttäuschung. Ein sehr solider Thriller eben.
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02.12.2017
Da ich einiges Lobende über Paddington 2 gelesen hatte, für Animationsfilme aber normalerweise nicht ins Kino gehe, habe ich mir einmal den ersten Film von 2014 ausgeliehen. Und ich bin erstaunt, wie gut ich mich bei dieser Mischung aus Realfilm und Computeranimation amüsiert habe. Zunächst einmal sind die animierten Szenen einfach brillant gemacht. Viel wichtiger ist aber der überaus britische Humor, der an die wunderbaren "Wallace and Grommit" - Streifen erinnert, bisweilen sogar an die derben Scherze von Monty Python. Vieles davon wird Kindern verborgen bleiben und richtet sich weit eher an ein erwachsenes Publikum. Ganz entscheidend ist weiterhin, dass sich eine Reihe erstklassiger Darsteller gefunden haben, die ihr ganzes Können in den Dienst der Sache stellen: Hugh Bonneville, bekannt als Schlossherr aus "Downton Abbey", ist ein herrlich vernünftelnder Familienvater, der den Eindringling Paddington lange Zeit nur als Gefahr für seine behütete Famile ansehen kann. Sally Hawkins spielt die leicht verpeilte Mutter, die von ihrer heftig pubertierenden Tochter als furchtbar "embarrassing" empfunden wird. Nicole Kidman mimt nach Herzenslust die böse Tierpräparatorin, die Paddington ans Fell will, eine Variante der Hexe aus den alten Disneyfilmen. Und nicht zuletzt auch Peter Capaldi, der den in diese vernarrten spießigen Nachbarn darstellt, den das Scheusal als willigen Helfer missbraucht, bis er zuletzt doch noch zur Einsicht kommt. Wie man sieht, hat mir der Film also sehr gut gefallen - ich würde aber nicht empfehlen, ihn mit Kindern unter zehn Jahren anzusehen. Ich fürchte, dass Kinder heutzutage viel zu oft Filme zu sehen bekommen, die für sie zu aufregend oder zu unverständlich sind. Aber das ist ein weites Feld, wie der alte Briest gesagt hätte..
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29.11.2017
Mit diesem altmodischen Begriff hätte man früher einen solchen Film bezeichnet. Liebevoll wird bis in die Details hinein die Tenniswelt der frühen Siebziger wiederbelebt. Auch die Matchszenen geben den damaligen Stil des Spiels durchaus richtig wieder. Man denkt oft: Mein Gott, diesen Ball würde Serena Williams dir gnadenlos um die Ohren hauen. Aber wie im Fußball, so gilt auch im Tennis: Es war ein völlig anderes Spiel als heutzutage.
Die beiden Hauptdarsteller machen ihre Sache ausgezeichnet. Emma Stone oszilliert zwischen der ehrgeizigen Sportlerin, die zugleich gegen das Tennispatriarchat ankämpfen will, und der Frau, die in ihrem Gefühlsleben zutiefst verunsichert ist. Steve Carell gibt dem Herausforderer die Aura eines gar nicht so unsympathischen Luftikus, der sein Image als "male chauvinist pig" selbst gar nicht so ernst nimmt. Nur seine gestrenge Ehefrau erschien mir ein wenig klischeehaft angelegt.
Insgesamt also ein durchaus vergnüglicher Film, mit dem man sich, wie es einstmals so schön hieß, "ein paar schöne Stunden machen " kann.
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26.11.2017
50 Jahre ist es her, dass "Guess who's coming to dinner" erstmals eine schwarz - weiße Liebesbeziehung zum Thema eines amerikanischen Films machte. Und Jordan Peele nutzt die gleiche Ausgangssituation für einen Film, der heute, in der Nach-Obama-Zeit spielt und in den USA offenbar einen Nerv getroffen hat, spielte "Get Out" doch binnen kurzer Zeit ein Vielfaches seiner bescheidenen Kosten ein. Der Film zerfällt sehr deutlich in zwei Teile: Ankunft des Paares auf dem Besitztum von Roses Eltern und Kennenlernen der dorthin eingeladenen Gäste, und anschließend der zweite Abschnitt, der in Richtung Horror Movie geht und über den man aus Spoiler-Gründen nicht viel verraten sollte. Für mich ist der wirklich interessante Teil die erste Hälfte, in der ein sehr subtiler Rassismus aufs Feinste vorgeführt wird. Wir sehen wohlhabende Weiße, die sich etwas darauf zugute halten, dass sie Obama zweimal gewählt haben und dies, wie der Vater der Freundin gönnerhaft verrät, gerne auch ein drittes Mal getan hätten. Der Zuschauer wird tief in die Perspektive von Chris hineingezogen, der nur dank der Unterstützung seiner weißen Geliebten dem Impuls ( Get Out! ) widersteht, dieses Haus so schnell wie möglich zu verlassen, zumal die beiden schwarzen Bediensteten ihm auf mehr als merkwürdige Weise begegnen. Ob man den zweiten Teil ebenso gelungen findet, ist Geshmackssache, mir war er vielleicht ein wenig zu dick aufgetragen. Dennoch bin ich der Meinung, dass dies ein wichtiger und sehr aktueller Film ist, der uns im Detail viel über ein immer noch ziemlich gespaltenes Land vermittelt.
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22.11.2017
Gar nicht so einfach, diesen Film gerecht zu beurteilen. Denn er besteht aus zwei Handlungssträngen, die beide in der nur scheinbar so heilen Welt der 50er Jahre wurzeln. Da ist einerseits der - vielleicht im Gegensatz zu heute - alles andere als subtile Rassismus ( wie er kürzlich noch in "Get Out" so ausgezeichnet entlarvt wurde ), und andererseits Dummheit, Brutalität und Gier unter der Oberfläche der schnieken Vorstadtidylle. Die Frage ist nun, ob diese beiden Stränge dramaturgisch geschickt verknüpft wurden. Wir meinten, dass dies eher nicht der Fall ist, was vielleicht an der Neufassung der alten Coen - Vorlage liegen könnte.
Unstrittig ist aber, dass hier hervorragende Schauspieler am Werke waren. Besonders hervorheben möchte ich die Leistung des jungen Noah, der Gardners ( seltsamer Vorname! ) Sohn Nick mit einer unglaublichen Intensität spielt. Man ist häufig überrascht, welche tollen kindlichen Darsteller das amerikanische Kino immer wieder zu präsentieren weiß. Allein schon dieses hochtalentierten Jungen wegen lohnt sich der Besuch am Ende allemal.
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23.10.2017
Der Film : Eher durchschnittlich. Genreszenen, wie man sie schon oft gesehen hat ( geschäftiges Treiben in indischer Stadt, zeremonielles Dinner am Hof etc. ), lauter fiese Charaktere, die die Kaiserin umgeben, und ein etwas allzu edelmütiger Seelenfreund aus dem fernen Indien. Und doch lohnt es sich den Film anzusehen, und der Grund dafür heißt: Judi Dench. Wie sie diese nach vielen Jahrzehnten auf dem Thron vereinsamte und keineswegs immer sehr sympathisch wirkende Herrscherin darstellt, die sich nach ein wenig menschlicher Zuwendung sehnt, das ist ganz große Schauspielkunst. Für mich schon jetzt eine allererste Anwärterin auf den Oscar für die beste Hauptdarstellerin. Und natürlich empfehle ich dringend die OV, die im Cinestar zu sehen ist.
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18.10.2017
Derry heißt der Ort des Geschehens, die Zeit: Die späten 80er. Und im nordirischen Derry herrschte damals in der Tat ständig Angst. Aber dies hier ist die amerikanische Provinz jener Epoche, und es ist nicht die Angst vor Autobomben oder Killerkommandos, welche die Protagonisten umtreibt, sondern die vor dem schröcklichen Clown Pennywise und seiner höllischen Entourage. Ein Horrorfilm also, aber doch nicht nur. Es hat etwas von "Fünf Freunde" ( wenn es auch sieben sind ) und von "E.T.", es hat etwas von "Coming of age", und es ist vor allem ein bildgewaltiges Spektakel. Manche Effekte sind wirklich nichts für sensible Gemüter, wobei freilich im Soundbereich oft weniger mehr gewesen wäre. Und in einigen Phasen gerät das Ganze allzu sehr zu einer Nummernrevue von Monstrositäten. Doch dann bekommt der Regisseur wieder die Kurve und gewinnt erneut unsere Sympathie für das Fähnlein der sieben aufrechten ( pubertierenden Jugendlichen ), deren Darsteller sich durch die Bank bravourös schlagen. Dass die älteren Jugendlichen und die Erwachsenen ( von denen ohnehin nicht viele auftauchen ) allesamt überaus eindimensionale Charaktere sind, muss man ertragen. Sie sind dem Regisseur einfach nicht wichtig genug, es geht ihm um den Zusammenhalt der "Loser", wie sie von den Älteren eingestuft werden, und ihren Kampf gegen die Angst.
Ich habe, ehrlich gesagt, noch nie etwas von Stephen King gelesen und bis auf "Carrie" von de Palma, "The Green Mile" und natürlich "The Shining" auch keine Verfilmungen gesehen. Ob ich diesen Film nun rundherum empfehlen kann, da bin ich mir nicht so sicher. Es hängt schon sehr vom einzelnen Kinofreund ab, ob er oder sie starke Bilder liebt und sich auch gern ein wenig gruselt, oder ob ihm / ihr eine kohärente und psychologisch ausgefeilte Handlung wichtiger ist. Mein Fazit also: Für Freunde des Genres empfehlenswert.
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12.09.2017
Hitchcock hat mal ironisch von "unseren Freunden, den Wahrscheinlichkeitsfanatikern" geredet. In diese Richtung geht auch die Kritik von "Das Auge". Wenn man dagegen die Extras auf der BlueRay gesehen hat, ist man voller Respekt für die unglaubliche Ensemblearbeit, die in diesem Film steckt. Um nur ein Beispiel zu nennen: Für die Eingangsszene erlangte man die Erlaubnis, einen viel befahrenen Freeway-Trail von Freitag bis Sonntag absperren zu lassen. Der erste Tag wurde für Proben ohne Kamera genutzt, die trotz aller vorherigen Vorbereitungen nur an Ort und Stelle möglich waren. Ja, daher hatten einige der Autos wahrscheinlich bereits Dellen - who cares?
Auch ich bin kein Musicalfan, aber dies ist einfach ein exzellentes Stück Handwerkskunst, das man wie einen üppigen Eisbecher genießen kann, ohne an die Kalorien zu denken. Zumal, wie ich finde. der Kitschfaktor stets innerhalb erträglicher Grenzen bleibt. Solche Filme darf es auch geben, und wer so etwas grundsätzlich ablehnt, sollte davon besser Abstand halten.
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