Es gibt 392 Beiträge von Raspa
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
05.02.2020
Alcott, die Autorin der Romanvorlage, hat in den USA in der Tat einen ähnlichen Ruf wie Austen in GB. Allerdings spielt ihr Roman ca. ein halbes Jahrhundert später als die Werke der Engländerin, und das macht schon einen großen Unterschied. Es ist nicht mehr ganz so selbstverständlich, dass eine Frau nur in der Ehe ihre Erfüllung finden kann, und wenn sie doch heiratet, dann nicht unbedingt denjenigen, der die"beste Partie" darstellt.Mich hat allerdings ein wenig gestört, dass Gerwig ihren Figuren solche Überlegungen etwas zu explizit in den Mund legt; das wirkt dann teilweise etwas plakativ. Ich bin den unterschiedlichen Lebenswegen der vier Schwestern gerne gefolgt und habe mich dabei nicht gelangweilt. Jedoch stört insgesamt eine gewisse Harmonieseligkeit. Es wird viel umarmt und geherzt, und die raue Wirklichkeit jener Zeit bleibt weitgehend außen vor. Das zeigt sich etwa darin, dass der Bürgerkrieg nur wie ein fernes Rauschen erscheint, aus dem der Vater irgendwann sehr vergnügt und ohne erkennbare Blessuren zurückkehrt, als wäre er nur mal auf einer Dienstreise gewesen. Da war Gerwigs Respekt vor einem in Amerika enorm populären Stoff viellecht zu groß. Etwas mehr "Schmutz" hätte dem Film gut getan.
weitere Infos zu diesem Film | 4 Forenbeiträge
28.01.2020
Im Gegensatz zu meinen Vor-Kritikern hat mich dieser Film nicht wirklich gepackt, vielleicht mit Ausnahme der Szene ganz am Ende, als der junge Corporal den Bruder seines Freundes trifft.Natürlich ist es bewundernswert, wie Mendes es zusammen mit seinem grandiosen Kameramann schafft, die Handlung scheinbar in einer einzigen Einstellung zu präsentieren. Aber genau das wirkt auch irgendwie künstlich, vielleicht gerade weil es so sehr authentisch wirken soll. Otello 7788 findet, es sei der zweitbeste Kriegsfilm nach "Saving Private Ryan". Spielbergs Film ist in seinen ersten 20 oder 30 Minuten unvergleichlich in der Darstellung der unfassbaren Brutalität einer Schlacht, danach war er für meinen Geschmack etwas zu sehr amerikanisches Heldenepos. Zweifellos aber ein großes Werk. Der beste Film über den Krieg, vielleicht gerade wegen seiner beschränkten technischen Mittel und seiner Schwarz-Weiß-Ästhetik bleibt für mich jedoch "Wege zum Ruhm" von St. Kubrick aus dem Jahre 1957. Darin werden die "Masters of War" ( Dylan ) auf eine Weise desavouiert, wie es seitdem kein anderer Film mehr erreicht hat.
Es ist gut möglich, dass andere Besucher sich durch "1917" stärker erschüttert fühlen. Insofern rate ich durchaus zum Anschauen und dazu, sich ein eigenes Urteil zu bilden.
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
14.01.2020
Ja, die technische Brillanz ist enorm, das kommt sogar auf einem großen Bildschirm rüber. Und die Story? Ein wenig Shakespearesches Königsdrama, ein wenig Orwell ( in Animal Farm verhalten sich die Schweine ähnlich wie Scar hier ), ein wenig Musical ( großzügigerweise mit ein paar Einsprenkseln in afrikanischen Sprachen ), und, wie immer, mit einigen komischen Figuren, die das Drama auflockern. Was mich bei Disney oft stört, ist das allzu dick aufgetragene Pathos, die allzu weisen Sentenzen, die eigentlich nur hohl sind. Daneben muss man festhalten, dass dies einfach kein Film für Kinder ist, zumindest nicht für solche unter etwa zehn Jahren. Ich kann mich noch gut an die Kinovorstellung des ersten Lion King - Films erinnern, in der etliche Kinder laut vor Angst weinten. Dies dürfte bei der enormen Naturalismusanmutung in der neuen Fassung noch ausgeprägter sein, abgesehen davon, dass viele Dialogzeilen für die Kleinen einfach unverständlich sein dürften. Es ist ja ein generelles Problem, dass die Freigabe "ab 6 Jahren" oft äußerst fragwürdig ist: Alles ohne explizite Gewalt- und Sexszenen ist demnach schon für Sechsjährige verdaulich. Da kann man nur auf verantwortungsbewusste Eltern hoffen.
weitere Infos zu diesem Film | 2 Forenbeiträge
14.01.2020
Und wieder, nach "The Hate U Give", ein eindrucksvoller Film über das Lebensgefühl junger schwarzer Amerikaner. Wieder spielt eine Polizeikontrolle eine unheilvolle Rolle, nur führt die Handlung diesmal zu einer Flucht quer durch die USA bis hin nach Florida, von wo die beiden, zunächst sehr ungleich wirkenden Protagonisten nach Kuba fliehen wollen, da sie daheim keine Chance auf ein faires Verfahren erwarten. Genauer gesagt, ist es Angela, die die Flucht als einzige Möglichkeit erfasst, da sie als Rechtsanwältin genau weiß, dass man ihnen die Notwehrsituation nicht abnehmen wird, während ihr Begleiter dabei zunächst eher zögerlich mitmacht. Was folgt, ist eigentlich ein klassisches Roadmovie, auf dessen Weg sie zahlreiche Personen treffen, von denen sie immer nur hoffen können, dass diese sie nicht verraten oder ihnen im besten Fall sogar helfen werden. Dabei vermeidet das Drehbuch einfache Klischees: Weder bei Weißen noch bei Afroamerikanern, von denen sie teilweise zu Helden wider Willen gemacht werden, können sie je sicher sein, wie sie reagieren werden, so dass die Devise immer wieder lautet: Weiter, nur weiter. Das so ungleiche Paar rückt in dieser Situation immer näher zusammen, was sehr nachvollziehbar entwickelt wird. Ohne zu spoilern, muss ich allerdings sagen, dass ich den Schluss etwas unbefriedigend finde. Hier hätte sich mit mehr Mut vielleicht ein origimelleres Ende finden lassen. Davon abgesehen ist der Film nach meiner Einschätzung unbedingt sehenswert.
Wie der Zufall so spielt, war der erste Song, den ich nach dem Kinobesuch im Radio hörte: "I Shot The Sheriff": "... but I swear it was in self-defence." Einen passenderen musikalischen Kommentar hätte es nicht geben können.
weitere Infos zu diesem Film | 5 Forenbeiträge
08.01.2020
In der Tat, dies ist ein Whodunit, ganz in der Tradition der guten alten Agatha mit Daniel Craig als modernem Alter Ego von Hercule Poirot. Zwar spielt das Ganze in den heutigen USA, aber der Schauplatz, ein schlossartiges Herrenhaus, ist ganz Old School-mäßig. Und auch, dass es zu Beginn einen Toten gibt, für dessen Ermordung fast alle Beteiligten ein Motiv gehabt hätten und die Art, wie Clonk / Craig die verschlungene Sachlage zuletzt aufdröselt, all das erinnert deutlich an die Werke der früheren Championesse of Crime. Das Ganze ist mit großen Akteuren, die sichtlich Spaß an der Sache haben, sehr unterhaltsam inszeniert. Ob der Südstaatenakzent, der Southern Drawl, den Craig vorführt, wirklich ganz echt klingt, darüber gingen die Meinungen ein wenig auseinander. Sei's drum, man sieht einen Film ganz ohne tiefere Bedeutung, den man gut gelaunt verlässt. Das ist doch auch mal was.
weitere Infos zu diesem Film | 4 Forenbeiträge
05.01.2020
Ein bisschen haben beide Vor-Kritiker recht. Es ist ein wichtiges Thema, um das es hier geht, die Umsetzung ist aber nicht so ganz überzeugend. Wobei es nicht so ist, dass Ms Sloane glaubt, die Wahrheit gefunden zu haben. Sie selbst sagt ja mehrfach, dass es ihr nicht um die Sache geht, sondern um den Triumph, den sie genießen will. In den Extras äußert der Regisseur, er finde es aufregend, dass hier ein weiblicher Protagonist all die Charakteristika aufweist, die man gemeinhin Männern zuschreibt. Gewiss, gewiss. Aber muss die Figur deshalb so eindimensional sein? Sie ist einfach zu nur-berechnend, zu eiskalt. Das ermüdet auf die Dauer etwas, auch wenn der Plot, vor allem am Ende, einige interessante Wendungen enthält.
Mein Urteil: Nicht uninteressant, aber auch keine dringende Empfehlung.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
09.12.2019
1983 - das große Jahr der Band Madness, besonders durch ihren großen Hit "Our House". So wollen die Jugendlichen aus der Romanvorlage auch das leerstehende Bauernhaus nennen, aus dem sie eine WG machen und das dann bei der Kleinstadtbevölkerung zum "Auerhaus" mutiert. Es ist ja immer so eine Sache, wenn man einen nach einem Roman gedrehten Film sieht und diesen Roman auch gelesen hat. In diesem Fall muss ich sagen, dass der lakonische Stil der Vorlage gelungen ins andere Medium übertragen worden ist. Die 80er Atmosphäre ist gut getroffen ( nur die Schulszenen fand ich etwas artifiziell ), und die jungen Schauspieler/innen sind ausgezeichnet, ganz besonders Max von der Groeben, der den suizidgefährdeten Frieder ( der wohl unter einer bipolaren Störung leidet ) verkörpert. Von den Erwachsenen möchte ich Milan Peschel hervorheben, der den unsympathischen Vater des Protagonisten herrlich abstoßend verkörpert. Insgesamt ein eher ruhiger, unspektakulärer Film, der deshalb sicher kein Kassengold darstellt, aber dennoch sehenswert ist.
weitere Infos zu diesem Film | 3 Forenbeiträge
06.12.2019
Viel gibt es der ersten hier veröffentlichten Kritik nicht mehr hinzuzufügen. Da ich den Film leider jetzt erst auf DVD sah, konnte ich bei den Extras auch die bewunderungswürdige Arbeit der Maskenbildner erfassen, die Coogan und Reilly erst in das unsterbliche "Double Act" verwandelt haben. Und die beiden spielen mit dieser Unterstützung auch ganz wunderbar. Ich finde es ja immer gut, wenn ein Biopic sich auf eine bestimmte Episode konzentriert und nicht versucht, ein ganzes Leben in ca. 100 Minuten abzubilden. Die leise Melancholie, die diesen Film durchzieht, liegt daran, dass die beiden großen Komödianten ihren Höhepunkt hinter sich haben, obwohl sie ihre Mittel immer noch traumwandlerisch sicher beherrschen, wenn auch körperlicher und mentaler Verschleiß ihren Tribut fordern. Und es ist auch eine Reflexion über die Probleme einer solch lang dauernden künstlerischen Beziehung, die nicht ohne Reibungen möglich ist ( man denke nur an die Herren Jagger und Richards, die schon ähnlich lange zusammenarbeiten ).
Alles in allem: Ein schöner, sehenswerter Film, v.a. für die Generation, die Stan und Ollie mit den Kommentaren von H. D. Hüsch oder sogar noch im Kino kennengelernt hat.
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
17.10.2019
Wir haben über Jahre hinweg mit großem Vergnügen diese nostalgische Serie verfolgt. Am Ende einer Staffel gab es stets ein sog. "Christmas Special", eine längere, in sich abgeschlossene Episode. So ähnlich ist auch dieser Spielfilm konzipiert, der im Jahre 1927 spielt. Man taucht gerne wieder ein in diese Welt des"Upstairs and Downstairs", auch wenn die Textur ein wenig grobmaschiger wirkt als in den TV - Staffeln. Und am Ende wird es sogar fast ein wenig sentimental. Nicht schlimm! Dies ist ohnehin nur ein Film für diejenigen, die mit dem Personal der Serie vertraut sind, für alle anderen dürfte der Besuch wenig ergiebig sein. Und für die wahren Fans gilt natürlich: Man muss die OV sehen, schon allein wegen der herrlichen Granny von Maggie Smith - dieser Tonfall ist einfach unnachahmlich!
weitere Infos zu diesem Film | 1 Forenbeitrag
15.10.2019
Ist es wichtig zu zeigen, dass auch Schwarze, ja sogar schwarze Frauen einen erheblichen Anteil an den NASA - Projekten vor der ersten Mondlandung hatten? Unbedingt! Wer wollte das bestreiten?
Aber: Muss dies so konventionell, ja geradezu bieder geschehen? Die Personen sind alle so eindimensional gezeichnet, die Konflikte so vorhersehbar, die Ritardando-Momente stets genau an den zu erwartenden Stellen, dass dem Film jeglicher Biss verloren geht. Schade, das Thema hätte ein besseres Drehbuch und einen mutigeren Regisseur verdient. So bleibt als Fazit: Man hat sich bemüht.
Zermürbte Gesellschaft
choices preview zu „Critical Zone“ im Odeon – Foyer 11/24
„Mir wurden die Risiken des Hebammenberufs bewusst“
Katja Baumgarten über ihren Film „Gretas Geburt“ – Foyer 11/24
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24