Rechtsextreme Ausschreitungen, in Heidenau, Freital und Dresden marschieren Tausende im Namen von Pegida: Die Stimmung der letzten Monate erinnert so manchen an die braune Eskalation der frühen 90er Jahre, als in Rostock-Lichtenhagen ein von vietnamesischen Vertragsarbeitern bewohntes Haus in Brand gesteckt wurde und die Menge davor johlte und applaudierte. Auch in Köln wollten am vergangenen Sonntag, 25. Oktober, rechte Neonazi-Hools, die „Hooligans gegen Salafisten“, auf die Straße ziehen – ein „Köln 2.0“ gab es für sie jedoch nicht. Die Straßenschlachten, bei denen im vergangenen Jahr 4.000 Neonazis Jagd auf Journalisten und Migranten machten und ein umgekippter Polizeiwagen zum Symbol der Brutalität wurde, haben sich nicht wiederholt.
Grund dafür sind vor allem die weit mehr als 10.000 Gegendemonstranten, die auf dem Heumarkt und in Deutz gegen Fremdenfeindlichkeit und Rassismus demonstrierten. Unter dem Motto „Schützt Flüchtlinge und Menschenwürde“ veranstaltete ein Bündnis aus mehr als 50 Gruppen und Vereinen einen „Anti-Hogesa-Aktionstag“. Die Initiatoren, darunter die Bündnisse „Arsch huh“, „Köln stellt sich quer“ und „Köln gegen Rechts“, hatten ihre an unterschiedlichen Orten in Köln geplanten Veranstaltungen kurzerhand auf die Bühne des Birlikte-Kulturfestes vor den Deutzer Bahnhof verlegt, nachdem klar war, dass „Hogesa“ nur dort, auf der Rückseite des Bahnhofes, ihre Kundgebung würde abhalten dürfen.
Zur Musik von der Microphone Mafia, den Höhnern und Kasalla rief man immer wieder dazu auf, sich gegen Fremdenhass zu wehren und mit Oberbürgermeisterin Henriette Reker zu solidarisieren. Keine 200 Meter hinter der Bühne stellten sich linke Gegendemonstranten zwischen das Bühnenpublikum und die Rechtsextremen. Immer wieder kam es zu Auseinandersetzungen mit der Polizei, als sich Neonazi-Gruppen unter die Menge mischten. Um 14.48 Uhr eskalierte die Situation mit einem Wasserwerfer-Einsatz der Polizei. Völlig unverhältnismäßig sei dieser gewesen, kritisierten viele, darunter auch die Landtagsabgeordnete der Grünen, Andrea Asch.
Auf dem Barmer-Platz in Deutz sammelten sich unterdessen rund 1.000 „Hogesa“-Teilnehmer, weit weniger als von den Veranstaltern zuvor angekündigt. Da die Polizei die zwölf von den Veranstaltern gestellten Ordner ablehnte und lange Zeit keine nüchternen, nicht vorbestraften Personen für die Aufgabe gefunden werden konnten, verzögerte sich der Beginn. Kögida, der Kölner Ableger von Pegida, sagte kurze Zeit später ihre Veranstaltung für den Nachmittag ab.
An diesem Tag haben die vielfältigen Proteste in Köln ein klares Nein an Hogesa und Co. erteilt. In Erinnerung rufen sollte man sich dennoch eines: Der Sonderzug, der gegen 16 Uhr den Bahnhof Deutz passierte, ist irgendwo zum Halten gekommen und hat dort eine braune Masse an Rechtsradikalen und Faschisten ausgespuckt. Einfach verschwunden sind sie nicht.
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