Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
28 29 30 31 1 2 3
4 5 6 7 8 9 10

12.581 Beiträge zu
3.805 Filmen im Forum

Foto: Lena Rocholl

Für mehr Unabhängigkeit

14. Juli 2022

Neues Selbstbestimmungsgesetz – Spezial 07/22

Selbstbestimmung – ein hohes Gut, das für viele Menschen in unserer Gesellschaft selbstverständlich sein darf. In der offiziellen Bedeutungsbeschreibung des Begriffs im Duden heißt es „Unabhängigkeit des bzw. der Einzelnen von jeder Art der Fremdbestimmung (z. B. durch gesellschaftliche Zwänge, staatliche Gewalt)“. Doch eben dieser Fremdbestimmung sind bis heute viele Menschen in Deutschland ausgesetzt, wenn sie trans*, nicht-binär oder intergeschlechtlich sind.

Das seit über vierzig Jahren geltende, sogenannte Transsexuellengesetz sieht für die Änderung des Personenstands einen durch verschiedene Gutachten begleiteten Prozess vor, der für die Betroffenen häufig nicht nur zur finanziellen, sondern auch zur seelischen Belastung wird. Das will die Bundesregierung ändern und stellte am 30. Juni die Eckpunkte für das neue Selbstbestimmungsgesetz vor, welches das bisher geltende TSG ersetzen soll. Im neuen Gesetzesentwurf ist verankert, dass eine Personenstandsänderung für Menschen ab 14 Jahren durch eine einfache Erklärung vor dem Standesamt möglich wird – ohne ärztliche Attests oder gerichtlich eingeholte Gutachten.

„Die Gesetzesänderung würde es uns ermöglichen, wesentlich mehr auf die psychosoziale Ebene einzugehen – und weniger juristische und organisatorische Dinge innerhalb der Beratung regeln zu müssen“, sagt Merit Kummer vom Kölner rubicon e.V. Der Verein bietet Unterstützung und Beratung für lesbische, schwule, bisexuelle, trans*, inter* und queer lebende Menschen. Kummer und Helix Große-Stoltenberg arbeiten dort in der Trans*Beratung, in der jährlich circa 400 Einzelberatungen stattfinden. Sie erleben momentan eine Zeit, die von viel Unsicherheit  geprägt ist: „Gerade gibt es immer die große Frage: Wie sicher ist es, dass das Gesetz kommt und wann es kommt, aber auch wie es kommt?“, erklärt Große-Stoltenberg.

Aber auch ein Punkt, der sich gar nicht auf die Betroffenen selbst beziehe, werde oft außer Acht gelassen: „Mit der bisherigen Regelung wird auch den Personen, die begutachten, etwas zugemutet: Denn wie soll jemand sagen, wie sich die Geschlechtsidentität eines anderen Menschen entwickeln wird? Und wie soll festgelegt werden können, dass sich eine bestimmte Geschlechtsidentität nun voraussichtlich den Rest des Lebens nicht mehr ändern wird?“, sagt Kummer. Mit der Durchsetzung des Gesetzes gäbe es endlich eine einheitliche Regelung – und eine reale Möglichkeit zu dem, was wir als Selbstbestimmung definieren: Unabhängigkeit.

Lena Rocholl

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

Neue Kinofilme

Alter weißer Mann

Lesen Sie dazu auch:

„Die Würde des Menschen ist unantastbar“
Amnesty International und Kölle Global streiten für Mensch und Umwelt

Sklaverei im 21. Jahrhundert
„A Woman Captured“ im Odeon – Foyer 10/18

Um die Freiheit des einzelnen Menschen
Premiere von „Pawlenski“ im Filmforum NRW – Foyer 03/17

Der Beginn eines anderen Lebens
Die Fotoausstellung „Menschen auf der Flucht“ der Michael Horbach Stiftung – Kunst 02/17

Ein Leben für die Menschenrechte
Buchvorstellung „Unbedingt Blau“ von Adnan Keskin an der Bühne der Kulturen – Literatur 01/17

Überholtes Frauen- und Männerbild
Emel Zeynelabidin am 19.4. im „Erzählcafé“ im Haus der Geschichte in Bonn

Tod im Boot
„Yoole“ in der Filmpalette – Foyer 04/15

Innenansicht von Syrien
Das arte-KHM Preview: „Aus meinem syrischen Zimmer“ – Foyer 01/15

„Dieser Terror hat nichts mit Religion zu tun“
Pegah Ferydoni über „300 Worte Deutsch“, Pegida- und IS-Terror und arrangierte Ehen – Roter Teppich 02/15

Make love, not Pegida
Bericht zur Gegen-Demo zu Kögida am 14.1.15

Ihr könnt nach Hause gehn
Anti-„Pegida“-Demo am 5. Januar

Absage an Ausländerfeindlichkeit
„Wir stellen uns quer“-Gegendemo zu Pegida

choices spezial.

Hier erscheint die Aufforderung!