Sie haben es wirklich getan: Auf Geheiß der rot-grünen Landesregierung NRW sind in New York Mitte November zwei vor Jahrzehnten mit öffentlichen Mitteln angeschaffte Andy-Warhol-Bilder unter den Hammer gekommen. Der Verkauf an zwei Privatpersonen spülte insgesamt 108 Millionen Euro Netto in die klamme Staatskasse des Landes. „Being good in business is the most fascinating kind of art", sagte Andy Warhol einmal. Leider nur sind die rot-grünen Kunstverhökerer überhaupt nicht „good in business", denn durch den Ausverkauf unwiederbringlicher öffentlicher Kulturgüter wird lediglich das Missmanagement der landeseigenen Spielbank Westspiel ausgeglichen bzw. in Köln ein neues Casino gebaut. Der Preis ist deshalb so hoch, weil solche Standardwerke der modernen Kunst eigentlich nie in den öffentlichen Verkauf kommen und insofern stellt das Vorgehen der Landesregierung tatsächlich einen Präzedenzfall und die oft beschriebene Öffnung der Büchse der Pandora dar.
Andererseits warten die hiesigen Theater auf belastbare Förderbescheide für 2015, weil über den Landesetat eine Haushaltssperre verhängt wurde. Von den Einnahmen durch den Kunstverkauf fließt hingegen kein Euro in die Kulturförderung oder den Ankauf zeitgenössischer Werke. „Good in business" ist da also gar nichts.
In Köln will die rot-grüne Stadtregierung ihren großen Brüdern und Schwestern auf Landesebene im kulturpolitischen Dilettantismus nicht nachstehen und hat es auch bis Dezember nicht geschafft die Konzeptionsförderentscheidungen für den Zeitraum 2015 - 2018 durch den Rat zu bringen – die institutionelle Förderung der Kölner freien Theater. Das heißt, es ist weiter unklar ob die Theater ab Januar noch Miete und Mitarbeiter bezahlen und behalten können.
Die einzige Konstante in der Kölner Theaterlandschaft scheint da die Vergabe der Kölner Theater- & Tanzpreise zu sein, die am 1. Dezember nun bereits zum 25. Mal im Mediapark und damit nach Redaktionsschluss stattfand: Bereits im Vorfeld bekannt wurde die Vergabe des Kölner Ehrentheaterpreis (3.000,- Euro) an Andrea Hoßfeld, Marina Reinarz und Volker Hein von den Kölner Besucherorganisationen Volksbühne, Theatergemeinde und Junger Theatergemeinde. Alleine die Theatergemeinde mit ihren über 13.000 Mitgliedern zeigt die Bedeutung der Besucherorganisationen für die Kölner Theater – auch für die freien, die voll in die Angebote für Abonnenten integriert sind. Ein nicht unerheblicher finanzieller Faktor für viele, ermöglicht durch die unermüdliche Arbeit der Ehrenpreisträger Hoßfeld, Reinarz und Hein.
Und: Für das zweite Halbjahr 2014 nominierte die Jury für den mit 10.000 Euro dotierten Kölner Theaterpreis Futur3 mit „Zum Goldenen Leben", das Theater im Bauturm mit „Das Himbeerreich" (3.-5.12. & 7.12. 20 Uhr) sowie „Gendertrouble in GerMANy" des Analogtheater (wieder ab 28.1., Studiobühne).
Die Jury für den Kölner Tanzpreis (Preisgeld 5.000 Euro) schickt im zweiten Halbjahr nur „Jewrope" von Yoshiko Waki, Rolf Baumgart und bodytalk ins Rennen um die begehrte Trophäe. Im ersten Halbjahr gab es im Tanz nur vier weitere nominierte Produktionen – beste Chancen also für alle Beteiligten. Bonne chance!
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