Seit 2006 fördert die RheinEnergieStiftung Kultur Projekte im freien Kunst-, Musik- und Theaterbereich und ist damit ein unverzichtbarer Akteur für die Kölner Kulturszene. Viele Kulturprojekte und Netzwerkbildungen in der freien Szene sowie Angebote für Schüler und Jugendliche zur Teilnahme am kulturellen Leben der Stadt wären ohne die Stiftung undenkbar. Mit 250 Gästen aus Politik, Wirtschaft und Kultur, dem fantastischen Künstlerkollektiv Orchester gRoBa mit zwei Uraufführungen sowie einem hochrangig besetzten Podium feierte die Stiftung jüngst 10-jähriges Jubiläum in der Hauptverwaltung des Energieversorgers RheinEnergie. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, Philharmonie-Intendant Laurenz Langevoort, der Geschäftsführer der lit.cologne Rainer Osnowski und Mustafa Bayram, Vorsitzender des Coach e.V., diskutierten zusätzlich auf dem Podium über Probleme, zukünftige Handlungsfelder und die Rolle, welche die Kulturszene bei der Integration von Migranten einnehmen kann.
Vor der Feier hatten die Stiftungsräte getagt und die erneute Förderung von 30 Kulturprojekten mit einem Fördervolumen von insgesamt 297.000 Euro bewilligt. Bedenkt man, dass der städtische Projektfördertopf im Theater aktuell nur mit 168.000 Euro gefüllt ist, so wird die Bedeutung der Stiftung für das kulturelle Leben in Köln allgemein und die freien Theater, Tänzer und Musiker im Besonderen nochmals unterstrichen.
Allerdings auch von der städtischen Front gibt es überraschend gute Nachrichten: Anfang Mai wurden die freien Theater teils belächelt, teils scharf kritisiert, weil sie für eine deutliche Erhöhung ihrer Fördermittel vor dem Rathaus anlässlich einer wichtigen Haushaltausschusssitzung demonstrierten. „Unsolidarisch gegenüber den anderen Sparten und Sozialeinrichtungen“, war da der unfairste Vorwurf. Nun freuen sich die freien kulturellen Träger aller Sparten – nicht nur die Theater – denn im Haushaltsentwurf finden sich für 2016 eine Erhöhung der Fördermittel für die gesamte Freie Kulturszene von 200.000 Euro und im Jahr 2017 eine zusätzliche Erhöhung um 1 Million Euro. Diese und weitere Erhöhungen sollen in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt aufgenommen und damit sukzessive fortgeschrieben werden. Wie man aus Politik und Verwaltung hört, sollen die zusätzlichen Mittel vor allem den Projekten und damit den Künstlern direkt zugutekommen. Eine richtige Entscheidung, denn mit begrenzten Mitteln kann man an dieser Stelle der Theater- und Kulturproduktion viel effektiver wirken als bei der Strukturförderung oder baulichen Maßnahmen.
Angesichts einer geforderten Aufstockung um ca. 3 Mio. auf 5,14 Mio. Euro alleine für die freien Theater wirkt die Erhöhung nämlich eher bescheiden. Und dennoch: Die schwarz-grüne Stadtregierung sendet mit der Erhöhung und der Aufnahme in die mittelfristige Finanzplanung der Stadt ein ganz wichtiges Signal, der freien Kultur von städtischer Seite endlich die Bedeutung einräumen zu wollen, die sie im kulturellen Angebot der Stadt Köln de facto längst hat. Angesichts der angespannten Haushaltslage erfordert eine solche Entscheidung Gestaltungswillen und den Mut das Richtige auch mal gegen Widerstände durchzusetzen. Chapeau!
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