Der blumenwerfende Demonstrant, die im Boden versinkende Telefonzelle, ein Parlament der Affen, das Kind mit dem Luftballon in Herzform, der Anti-Vergnügungspark „Dismaland“ inklusive zerfallenen Schlössern sowie den schon wartenden Schlachtern am Pferdekarussell und jener Handstand eines Mädchens auf den Trümmern eines zerstörten Hauses in der Ukraine: Das sind nur einige der Augenöffner, die „The Mystery of Banksy“ im ehemaligen Autohaus auf der Oskar-Jäger-Straße vereint. Rund 200 klein- bis großformatige Exponate sind in den weitläufigen Räumlichkeiten als Drucke, Fotografien, Skulpturen und Graffitiszu sehen. Videoinstallationenzeigen den Aktivisten bei seiner Arbeit, etwa dem illegalen Anbringen eigener Werke im Londoner Tate-Museum.
Ganz klar: Die Wanderausstellung über einen der einflussreichsten Künstler des 21. Jahrhunderts sorgt und wird in den kommenden Monaten für Aufsehen sorgen. Sie besticht durch die unmittelbare Konfrontation mit dessen gesellschaftskritisch bis grotesk-wirkenden Werken – und bietet damit die Chance, die eigene Motivation in Bezug auf Akzeptanz und Widerstand globaler Entwicklungen intensiver zu hinterfragen.
Seit ihrer Premiere im Frühjahr 2021 wurde „The Mystery of Banksy“ laut Veranstalter Cofo Entertainment von 1,8 Millionen Menschen besucht. Derzeit ist sie gleichzeitig in Köln, Stockholm und Hannover zu sehen, was nur dadurch möglich wird, dass es sich bei den gezeigten Objekten um Repliken handelt. Originale sind ohnehin rar, schließlich sind die meisten von Banksys Werken mittlerweile übermalt, gestohlen oder zerstört. Verbleibende zu entfernen und auszustellen, lehnt Kuratorin Virginia Jean ab. Das sei „einfach Kunstraub“, so zitiert sie der WDR.
Die Veranstalter berufen sich beim Kopieren von Banksys Arbeiten zudem auf das Motto des Künstlers selbst: „Copyright is for losers ©TM“. Ist es aber in dessen Sinne, dass seine für die Allgemeinheit gedachte Kunst gegen 20 Euro Eintritt ausgestellt wird? Man sei sich sicher, Banksy habe nichts gegen Kommerz per se. Ihm sei wichtig, dass der monetäre Fluss in die richtige Richtung gehe, erklärte die Pressesprecherin von Cofo auf Nachfrage. Kosten für die Logistik, Miete und das Personal vor Ort müssten schließlich gedeckt werden.
The Mystery of Banksy – A Genius Mind | bis 17.3. | ehemaliges Autohaus, Oskar-Jäger-Str. 99, 50825 Köln | www.mystery-banksy.com
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24
Unser Körper in Schichten
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln
Tage des Schlafwandelns
„Übergänge des Willens“ im KunstRaum St. Theodor – Kunstwandel 07/24
Das Gewicht der Gedanken
„scheinbar schwerelos“ im Zündorfer Wehrturm – Kunst 06/24
Suche nach Menschlichkeit
Burkhard Mönnich in der Galerie Martinetz – Kunst 05/24
Steigen, Verweilen, Niedersinken
Nadine Schemmann mit zwei Ausstellungen in Köln – Kunstwandel 05/24
Das Verbot, sich zu regen
„Es ist untersagt ...“ von Frank Überall im Gulliver – Kunstwandel 04/24
Makroproteste in der Mikrowelt
Agii Gosse in der Galerie Landmann-31 – Kunstwandel 03/24
Expansion in die Löwengasse
Kunstraum Grevy eröffnet Pop-Up-Store „Grevy Satellite“ – Kunst 02/24
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Fragil gewebte Erinnerungen
„We are not carpets“ im RJM – Kunst 10/24
Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24
Ein Himmel voller Bäume
Kathleen Jacobs in der Galerie Karsten Greve – Kunst 09/24
Leben/Macht/Angst
„Not Afraid of Art“ in der ADKDW – Kunst 09/24
Die Freiheit ist feminin
„Antifeminismus“ im NS-Dokumentationszentrum – Kunstwandel 09/24
Atem unserer Lungen
„Body Manoeuvres“ im Skulpturenpark – kunst & gut 09/24
Vor 1965
Marcel van Eeden im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 08/24
Atem formt Zeit
Alberta Whittle in der Temporary Gallery – Kunst 07/24