Starke Frauen im Frauenmuseum. Nein, kein Anflug von Pleonasmus. Eher eine Richtungsangabe für die unsichere Zukunft. Die laufende Ausstellung in Bonn ist sogar ein echtes „Double feature“. Parterre sind die Auswirkungen und -wüchse der sogenannten Frauenerwerbsarbeit und ihre Folgen zu studieren, oben sammeln sich die Hommagen an weltweit bekannte Frauenpersönlichkeiten, die es geschafft zu haben scheinen. Doch Ruhm und Anerkennung verblassen bei der Weiblichkeit schnell. Wer kennt heute noch die Pilotin Thea Rasche, in den 1930er Jahren in USA bekannt als „The Flying Fräulein“, sie war die erste Kunstflugpilotin in Deutschland? Kaum einer. Sie starb 1971 recht einsam in Essen. Im Schatten der Männer stand auch die russische Kosmonautin ValentinaTereschkowa, erste Frau im Weltraum. Sie startete 1963 im kasachischen Baikonur mit dem russischen Raumschiff Wostok 6, es wurde ihr erster und letzter Flug mit dem Rufzeichen Tschaika (Möwe), es dauerte Jahrzehnte, bis es wieder eine Frau ins All schaffte. UndValentina wollte 2013 sogar zum Mars fliegen – mit 76 Jahren und ohne Rückfahrschein.
Dabei können Frauen noch nicht lange auf selbstbestimmte Arbeit zurückblicken, wenn sie auch schon längst in alle wirtschaftlichen Bereiche vorgedrungen sind. Vor gut 150 Jahren druckte Louise Otto Peters – sie war Initiatorin der ersten Frauenbewegung in Deutschland – ihre Schrift: „Das Recht der Frauen auf Erwerb“: Arbeit sei eben Grundlage der Gesellschaft, auch als „Pflicht und Ehre des weiblichen Geschlechts“. Und das bedeutete auch Streik für gleichen Lohn oder Streik für die 40-Stunden-Woche (so beispielsweise 1961 in Gelsenkirchen), aber zu sehen sind auch wichtige Biografien von Frauen in exponierten Berufen, wie die erste weibliche Richterin in Preußen, Dr. Maria Hagemeyer (1896-1991) oder die Mitglieder der ersten weiblichen Kriminalpolizei (WKP) in Köln. Im ersten Stock findet der Besucher dann die von den Künstlerinnen ausgesuchten und in ihren Arbeiten gewürdigten „Superwomen“. Die Liste erscheint auf den ersten Blick beliebig, wenn auch durch Einteilungen in Kapitel sortiert. Wir finden die bekannten wie Käthe Kruse (Rubrik Unternehmerinnen) oder Pina Bausch und Georgia O‘Keeffe (Rubrik Tanz und Kunst), Marie Curie und natürlich Madonna (Wissenschaft und Musik). Die Arbeiten switchen abwechslungsreich zwischen gemalten Portraits, altarähnlichen Gebilden und ungewöhnlichen Installationen.
Und man kann tatsächlich auch auf Entdeckungsreise gehen und die großen Unbekannten suchen. Denn sie sind tatsächlich zu finden. Ich fand Rita Levi-Montalcini (1909-2012) Nobelpreisträgerin für Medizin und Physiologie. Sie entdeckte eine Schaltstelle im Gehirn, die das Gedächtnis beeinflusst. Oder die bereits erwähnte ValentinaTereschkowa oder die Computerpionierin Grace Murray Hopper (1906-1992), nebenbei auch noch Flottenadmiral der US Navy Reserve. Sie schrieb das Benutzerhandbuch für den ersten großen Computer Mark I und entwickelte eine der ersten Programmiersprachen. Sie alle macht die Kunst endlich sichtbar.
„Work & Women – Pionierinnen und Meilensteine der Frauenarbeit“ | bis 30.10. | Frauenmuseum Bonn | 0228 69 13 44
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