Kinokalender
Mo Di Mi Do Fr Sa So
16 17 18 19 20 21 22
23 24 25 26 27 28 29

12.581 Beiträge zu
3.811 Filmen im Forum

„Die Kultur ist die Seele Kölns“, Oberbürgermeisterin Henriette Reker
Foto: Stadt Köln

Meinung macht frei

30. Juni 2016

Birlikte & der Kulturentwicklungsplan II – Theaterleben 07/16

150 vermeintlich linke Demonstranten stürmen die Bühne des Schauspiel Köln im Mülheimer Carlswerk, um eine Diskussion unter Beteiligung des Mitbegründers der AfD, Konrad Adam, zu verhindern. Leider gelang der Frontalangriff auf die grundgesetzlich verbriefte Meinungsfreiheit und die Veranstaltung wurde bereits vor Beginn durch den Intendanten des Kölner Schauspiels, Stefan Bachmann, abgebrochen. Die Vorsitzende der IG Keupstraße, Meral Sahin, die sich zum Ziel gesetzt hat das Gedenken an die Opfer der NSU-Anschläge in jener Keupstraße hochzuhalten, wurde mit erhobenen Fäusten bedroht und so niedergebrüllt, dass auch sie nicht zu Wort kam. Was zum Teufel denken sich diese selbsternannten Moralapostel und Wächter über unsere Meinung eigentlich? Nur weil man links, Öko oder sonst was ist, hat man noch lange nicht Recht. Nur wenn man eine Meinung hat, diese offen äußert und andere Meinungen hört, ist man frei, ist unsere Gesellschaft frei. Noch ist die AfD eine demokratische Partei und damit Teil des politischen Willensbildungsprozesses der Bürger, ob dies einem gefällt oder nicht. Insofern sind die „Bühnenstürmer“ von Mülheim desselben Geistes Kinder wie jener Teil der AfD-Anhängerschaft, der jenseits des Grundgesetzes steht und Werte der Toleranz, Meinungs- und Pressefreiheit genauso mit Füßen tritt. Wo, wenn nicht auf der Theaterbühne kann man eine Auseinandersetzung mit rechtem Gedankengut führen? Schade um Birlikte, die Meinungs- und Kunstfreiheit.

Was dem entgegensetzen? Gerade die Kultur hat den beschriebenen Strömungen viel entgegenzusetzen: Die Freiheit, Alternativen im wahrsten Sinne des Wortes durchzuspielen, Finger und Worte in Wunden zu legen, die Wahrnehmung und das Bewusstsein der Kölner Bürger für schädliche Prozesse und positive Visionen einer toleranten Stadtgesellschaft zu schärfen.

Insofern ist der Startschuss zur 2. Auflage des Kölner Kulturentwicklungsplanes (KEP) den die Kölner Oberbürgermeisterin Henriette Reker in der Piazzetta des Kölner Rathauses gab, grundsätzlich zu begrüßen. Denkt man allerdings an die Umsetzung des KEP I von 2009 dreht sich einem der Magen um: Fast nichts wurde in den vergangenen 7 Jahren Realität. „Die Kultur ist die Seele Kölns“, betonte Reker zum wiederholten Male. Wenn dies stimmt, ist diese Seele in den letzten sieben Jahren verraten und – durch Sparwut – indirekt verkauft worden. Insofern macht ein neuer KEP nur Sinn, wenn die dort formulierten Handlungsziele zur Handlungsanweisung für die Kölner Politik werden.

Entwickelt werden soll dieser Plan in einem „partizipatorischen Prozess“ unter Einbeziehung der Interessenvertretungen der städtischen wie der freien Kulturinstitutionen. Sieht man sich die Zusammensetzung der sogenannten „Lenkungsgruppe KEP“ an, so fällt einem das KulturNetzKöln auf. Hier handelt es sich um eine selbsternannte Interessenvertretung einiger weniger Kulturakteure Kölns, die jeder Legitimation entbehrt, die für sich aber in Anspruch nimmt, für die gesamte Freie Kulturszene zu sprechen. Hier ist absolut Vorsicht geboten, soll der partizipatorische Prozess und damit der KEP II nicht von vornherein Schaden nehmen. Auch in der Kölner Kultur muss man scheinbar noch dazulernen, was das Thema „demokratische Interessenvertretung“ anbelangt...

Jörg Fürst

Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.

achso, 29.07.2016

Tolle Überschrift

Das macht man jetzt einfach so? Ohne jeden Bezug zum Text, ohne jede Auflösung? Einfach, weil’s ein Wortspiel ist? Oder soll das ein Scherz sein, den ich nicht verstehe? Kann das jemand erklären? Oder ist das ohne jede Ironie geschrieben? Das wäre noch schlimmer ...

Neue Kinofilme

Mufasa: Der König der Löwen

Lesen Sie dazu auch:

Atmosphäre der Angst?
Vorwürfe gegen den Kölner Intendanten Stefan Bachmann – Theater in NRW 07/18

Sieben Jahre Stigmatisierung
Mahnmal-Diskussion in der Keupstraße – Spezial 06/18

Alle sind gleich, manche sind gleicher
Wunsch und Realität bei Stadttheater und Freier Szene – Theater in NRW 06/18

Auf Wandel reagieren
5. Kulturpolitisches Symposium „Zukunft:Kultur“ – Spezial 05/18

Falsche Träume vom Sparen
Theatergutachten in Bonn empfiehlt Investitionen statt Kürzungen – Theater in NRW 05/18

Tod des Etappenhasen
Ende der Ära Millowitsch – Theaterleben 03/18

Der zweifelhafte Charme des Verfalls
Die Orangerie in Köln wird endlich generalsaniert – Theater in NRW 02/18

Nit für Kooche
Die Theaterförderung 2019-2022 steht an – Theaterleben 02/18

Unser aller Haus
Besetzung der Volksbühne Berlin – Theaterleben 11/17

Perspektivwechsel und Kontrollverlust
Fatih Çevikkollu präsentierte beim Köln Comedy Festival „Die doppelte Spaßbürgerschaft“ – Bühne 10/17

Bonn(e) chance
Auch Bonn setzt in Stand – Theaterleben 10/17

Wäre ein Neubau besser gewesen?
Das Kölner Bau-Desaster – Theaterleben 08/17

Bühne.

HINWEIS