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Sulaiman Masomi auf der Bühne des Club Bahnhof Ehrenfeld
Foto: David Gruber

Die Schlacht der Wörter

29. Oktober 2015

10-jähriges Jubiläum von „Reim in Flammen“ in Köln – Bühne 10/15

Um das zehnjährige Jubiläum des „Reim in Flammen“ Poetry Slam zu feiern, hat sich das Organisationsteam um „Slam-Master“ Benjamin Weiß etwas ganz besonderes ausgedacht: Sie lassen acht Landesmeister aus verschiedenen Bundesländern gegeneinander antreten. Dass die Poeten auf der Bühne alle auf bemerkenswert hohem Niveau mit der deutschen Sprache umgehen können, ist zu erwarten. Jeder der acht Poetry Slammer bewegt sich fast schon akrobatisch durch eine Manege aus Wörtern, in der alles möglich scheint und nichts verboten ist. Doch auch thematisch wird eine breite Palette an Inhalten geboten. Die Dichter wollen nicht nur durch Sprachgewalt überzeugen - sie haben auch wirklich etwas zu sagen. Bemerkenswert ist außerdem, dass die meisten von ihnen auch ernsthaftere Themen mit sehr viel Humor behandeln können. So zum Beispiel Noah Klaus, der mit seinem „Brief an die westliche Welt“ einen Abgesang auf die Wohlstandsgesellschaft vorträgt. Mit bitterbösem Witz stellt er die Bevölkerung der sogenannten ersten Welt bloß, die sich mit ihrem anstandslosen Super-Kapitalismus selbst zugrunde richtet.

Quichotte sorgt zwischen den Slam-Runden für musikalische Unterhaltung, Foto: D. Gruber

Auch Sulaiman Masomi, NRW-Meister 2013, behandelt politisch-gegenwärtige Themen mit Humor. Mit einem seiner Texte gibt er den besorgten „Das wird man doch mal sagen dürfen“-Bürger, dreht den Spieß aber um: Sorge bereitet ihm nicht die Islamisierung des Abendlandes, sondern der Stumpfsinn der Wutbürger und Verschwörungstheoretiker. Der im Ruhrgebiet allgegenwärtige Sebastian 23 knüpft daran an. Sein Gedicht „Halt’s Maul“ findet (wie der Titel schon vorwegnimmt) sehr klare Worte für Pegida, Hogesa und Co. Die unverschämt-unverblümten Texte kommen bei den rund 500 Zuschauern gut an und sorgen nicht nur für zustimmendes Kopfnicken, sondern auch für ausgelassenes Gelächter. Einzig die Schleswig-Holsteinerin Hille Norden bleibt fern von Comedy. Mit großem schauspielerischem Talent trägt sie einen Monolog in der Rolle einer jungen Prostituierten vor. Das Stück geht unter die Haut: Es geht um die Vermarktung von Schönheit, in einer Welt, in der Körper oft nur noch Ware und Objekt sind.

Am Ende des Abends wählt das Publikum den Sieger des Poetry Slams aus. Den lautesten Applaus gibt es für den jungen Berliner Nick Pötter. Der 22-jährige Linguistik-Student gewinnt mit einem Gedicht, das dem Publikum aus dem Herzen sprechen dürfte. „Die vier Geister“ behandelt die Qual der Entscheidungen aus den vielen Möglichkeiten, die sich einem jungen Menschen bieten. Zuvor konnte Pötter mit einem Text punkten, der den Versuch behandelt, eine romantische Beziehung in Worte zu fassen. Eine ungewohnte Situation für den jungen Poetry Slammer, denn da war er zum ersten Mal…sprachlos. 

David Gruber

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