Undankbar sind sie immer noch. Da verliest Johanna Freiburg einen Brief ihrer Großmutter, die in der damaligen BRD quasi im Akkord Päckchen packte und in die DDR sandte. Ihr gegenüber sitzt als Ossi-Pendant Annett Gröschner. Sie zählt auf, was alles bei ihnen angekommen ist, und fragt dann „Warum hat eigentlich deine Großmutter keine Tampons geschickt?
Der immer noch wichtigste Kern der Gesellschaft bleibt die Familie, die sich immer häufiger nicht nur wirtschaftlich, sondern auch psychosomatisch Angriffen ausgesetzt sieht, die sie aus eigener Kraft kaum abwehren kann. Der Brite Dennis Kelly packt viel Sozialkritik in sein Stück „Waisen“, das unter der Oberfläche auch den unterschiedlichen Lebensweg zweier Kinder beschreibt, die gemeinsam in verschiedenen Familien aufwachsen müssen, da ihre Eltern bei einem Brand ums Leben gekommen sind.
Der Amerikaner Jay Asher schrieb mit seinem Jugendroman „Tote Mädchen lügen nicht“ einen Weltbestseller. Die Idee zum Buch entstand während eines Museumsbesuchs, als ihm die Stimme seines Audio-Guides beschrieb, was er vor sich sah. Die Welt wirkt rätselhaft auf uns, da kann es schon nützlich sein, wenn einem jemand erklärt, welche Zusammenhänge sich hinter dem Augenschein verbergen.
Treffen sich zwei Elvisse in der Kneipe. Eigentlich sind die beiden Imitatoren, die – trotz Haartollen, aber mangels Ähnlichkeiten – gerade beim Doppelgänger-Casting eines Privatsenders scheiterten. Der eine, Schauspieler, tröstet den anderen, Inhaber der Schänke, dass es auf derartige Äußerlichkeiten in Wahrheit nicht ankomme. Nach dem Motto „nachempfinden, nicht nachäffen“ probiert der Wirt also spontan – und ziemlich gelungen – den Lindenberg.
Musikautomaten gehören untrennbar zur Musikgeschichte. Schon seit der Antike basteln die Menschen an der Mechanisierung der Klangerzeugung herum, haben diverse Maschinen von Glockenspielen in Uhren über Spieldosen und Orchestrien bis zum Welte „Mignon“-Klavier konstruiert.
Anni hat die Kaffeetafel fertig und umklammert einen Aktenordner, in dem akkurat Beipackzettel von Präparaten gegen Schmerzen, Schlafstörungen und Depressionen abgeheftet sind – Zeugnisse einer Krankheitsgeschichte der Nachkriegszeit. Sigrid hängt im Wartezimmer einer Arztpraxis fest, wo sie nur schnell ein neues Rezept für die Mutter abholen wollte, plötzlich selbst zusammenklappte und nun bleiben muss, bis der Doktor Zeit hat.
Die Inszenierung von Philip Waechters und Moni Ports meisterhaft illustriertem Kinderbuch „Der Krakeeler“ war eine Herausforderung. Die Comedia hat sie ebenfalls meisterhaft gelöst: Das Stück über einen cholerischen Familienvater imponiert auf allen Ebenen, vor allem aber durch Bühnenbild und Akustik.
Es gibt sie noch, die Regie-Berserker, die mit jeder Inszenierung das Theater neu erfinden wollen. Der Belgier Wim Vandekeybus zählt zu diesen Kämpfern auf der Bühne, die dem Publikum alles abverlangen und ihm Erlebnisse bescheren können, die man nie wieder vergisst.
Der scheidende Bonner Theaterintendant Klaus Weise inszeniert zum Abschied Kleists „zerbrochenen Krug“ in den Bonner Kammerspielen. Die Inszenierung überzeugt mit schauspielerischer Leistung und ansprechenden Kostümen, schwächelt allerdings auf Handlungsebene.
Bereits Anfang des Jahres befragten die Rheinischen Rebellen, der Jugendclub des Schauspiel Köln, die „Zehn Gebote“ auf ihre Aktualität. Jetzt folgte mit „Ich bin der Herr dein Gott“ die Fortsetzung, die den ethischen Dekalog mit Motiven aus Shakespeares „Romeo und Julia“ verquickt.
Licht in der Finsternis
„Brems:::Kraft“ in Köln und Mülheim a.d. Ruhr – Theater am Rhein 01/25
Ausweg im Schlaf
„Der Nabel der Welt“ in Köln – Theater am Rhein 01/25
Klamauk und Trauer
„Die Brüder Löwenherz“ in Bonn – Theater am Rhein 01/25
Ein Bild von einem Mann
„Nachtland“ am Theater Tiefrot – Theater am Rhein 12/24
Fluch der Stille
„Ruhestörung“ am TdK – Theater am Rhein 12/24
Im Land der Täter
„Fremd“ am Theater Bonn – Theater am Rhein 12/24
Das Mensch
„Are you human“ am TiB – Theater am Rhein 12/24
Wege in den Untergang
„Arrest“ im NS-Dokumentationszentrum Köln – Theater am Rhein 10/24
Bis der Himmel fällt
Franz Kafkas „Der Bau“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 09/24
Feder statt Abrissbirne
„Fem:me“ in der Alten Feuerwache – Theater am Rhein 07/24
Der Untergang
„Liquid“ von Wehr51 – Theater am Rhein 07/24
Gefährlicher Nonsens
Kabarettist Uli Masuth mit „Lügen und andere Wahrheiten“ in Köln – Theater am Rhein 07/24
Den Schmerz besiegen
„Treibgut des Erinnerns“ in Bonn – Theater am Rhein 07/24
Alles über Füchse
„Foxx“ in den Ehrenfeldstudios – Theater am Rhein 07/24
Vergessene Frauen
„Heureka!“ am Casamax Theater – Theater am Rhein 06/24
Freiheitskampf
„Edelweißpiraten“ in der TF – Theater am Rhein 06/24
Menschliche Eitelkeit
„Ein Sommernachtstraum“ in Köln – Theater am Rhein 06/24
Die Grenzen der Freiheit
„Wuthering Heights“ am Theater im Bauturm – Theater am Rhein 06/24
Erschreckend heiter
„Hexe – Heldin – Herrenwitz“ am TiB – Theater am Rhein 05/24
Verspätete Liebe
„Die Legende von Paul und Paula“ in Bonn – Theater am Rhein 05/24
Schöpfung ohne Schöpfer
Max Fischs Erzählung „Der Mensch erscheint im Holozän“ am Theater der Keller – Theater am Rhein 05/24
Zeit des Werdens
„Mädchenschrift“ am Comedia – Theater am Rhein 05/24
Für die Verständigung
Stück für Gehörlose am CT – Theater am Rhein 03/24
Im Höchsttempo
„Nora oder Ein Puppenhaus“ in Bonn – Theater am Rhein 03/24
Musik als Familienkitt
„Haus/Doma/Familie“ am OT – Theater am Rhein 03/24