Do you remember a guy that’s been
In such an early song
I’ve heard a rumour from Ground Control
Oh no, don’t say it’s true (David Bowie, 1980)
Lange galt Vija Celmins als Geheimtipp. Ihre erste Einzelausstellung in Europa fand erst 1995...
Niemand hat die Absicht dem System Kunst zu unterstellen, dass es marode ist. Vor dem Urteil kommt schließlich die Analyse, die neben Produktion, Präsentation und Repräsentation für und mit dem Markt auch die Selbstbefreiung des Endproduktes beschreibt.
Für diese Ausstellung gibt es viele Gründe und Hintergründe. Das Graphische Kabinett des Wallraf-Richartz-Museums zeigt einen Einblick in seine Sammlung, die 75.000 Blätter seit dem Mittelalter umfasst – hier komprimiert auf einige Dutzend Arbeiten auf Papier, die in den letzten drei Jahren als Erwerbungen oder Schenkungen hinzu gekommen sind.
Manchmal sind die einfachen Bilder die komplexesten. Die Fotografien, welche die Photographische Sammlung im Mediapark in ihrer Ausstellung „New Topographics“ zeigt, gehören dazu. Aufgenommen in den 1970er Jahren in den USA und fast durchweg in schwarz/weiß, sind sie ausgesprochen neutral, eher unspektakulär im Ausschnitt und in der überschauenden Perspektive.
Kunstgenuss als Wirtschaftsfaktor. Der Künstler als Gesellschaftsform. Die Installation als Selbstdarstellung dieser drei Bedeutungskategorien. Augenscheinlich spielt es auch keine Rolle mehr, ob man als Passant am Kölnischen Kunstverein vorbeihastet, oder die Räumlichkeiten mit ausreichend Zeitpolster betritt.
Was kennzeichnet die junge, aber schon etablierte Künstlergeneration, für die in den 1980er Jahren die grundlegende Veränderung der politischen und gesellschaftlichen Systeme hin zur Globalisierung prägend war? Werden von ihr nicht die vorherigen Strategien der Ironisierung und der subversiven Vereinnahmung der Gesellschaft durch eine substanzielle, darin ernsthafte Hinwendung zum „Eigentlichen“ mit dem großen Entwurf der Existenz ersetzt?
Wem die blutrote Vitrine nebst Knochensäge, Schlachtengemälde oder andere Schrecken der „Napoleon und Europa“-Schau in der Bonner Kunst- und Ausstellungshalle der Bundesrepublik Deutschland zu viel geworden ist, der stellt plötzlich fest, dass ein Besuch der Toilettenanlagen des
Museums vielleicht erst einmal für etwas Entspannung sorgen könnte.
Es ist noch gar nicht so lange her, dass der sehr persönliche Pointilismus aus Australien die europäischen Kunstmärkte erreicht hat. Die ersten Arbeiten der Aborigines erzeugten erst einmal Staunen, schnell aber auch einen Haufen Fragen. Das Museum Ludwig zeigt jetzt exemplarisch neun der Überseekünstler, die Arbeiten stammen alle aus der Zeit nach 1960 (vergleichende Ausstellungskritik siehe „Kunst in Köln“, S.54). Auch wenn man Stil und Material der Werke inzwischen gewöhnt ist, so richtig antworten können die Bilder auf unsere Fragen nicht, denn die Gedankenwelt, in der sie entstanden sind, ist so fremd, so anders, so ungeheuer künstlerisch.
Ist es lediglich Zufall, dass diese Ausstellungen zeitgleich stattfinden, oder symptomatisch für den Kulturbetrieb? Also die Folge davon, dass in allen Bereichen des öffentlichen Lebens der US- und Eurozentrismus zunehmend infrage gestellt wird und heutige Beiträge ferner Kulturen in ihrem (ästhetischen, inhaltlichen) Reichtum jenseits einer vordergründigen Exotik entdeckt werden? Und zur Globalisierung gehört, dass wir aus dem Fremden lernen können und einen neuen Blick auf unsere Umgebung werfen. Jedenfalls, das Museum Ludwig, das Rautenstrauch-Joest-Museum und das Museum für Ostasiatische Kunst zeigen in ihren aktuellen Sonderausstellungen unabhängig voneinander außereuropäische Kunst im Spannungsfeld von Tradition und Moderne, Überlieferung und Neuerung.
Aus der Natur
Großartig: Karl Blossfeldt in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 01/25
Wege aus dem Bild
Drei Kölner Ausstellungen mit bewegten Wesen – Galerie 01/25
„Was ist ,analoger‘ als der menschliche Körper?“
Kuratorin Elke Kania über „Zeit-Bilder.“ im Aachener Kunsthaus NRW Kornelimünster – Interview 01/25
Mehr als Bilder an der Wand
„Museum der Museen“ im Wallraf-Richartz-Museum – kunst & gut 12/24
Vorgarten der Unendlichkeit
Drei Ausstellungen zwischen Mensch und All – Galerie 12/24
Vorwärts Richtung Endzeit
Marcel Odenbach in der Galerie Gisela Capitain – Kunst 11/24
Mit dem Surrealismus verbündet
Alberto Giacometti im Max Ernst Museum Brühl des LVR – kunst & gut 11/24
Außerordentlich weicher Herbst
Drei Ausstellungen in Kölner Galerien schauen zurück – Galerie 11/24
Fragil gewebte Erinnerungen
„We are not carpets“ im RJM – Kunst 10/24
Geschichten in den Trümmern
Jenny Michel in der Villa Zanders in Bergisch Gladbach – kunst & gut 10/24
Ein Himmel voller Bäume
Kathleen Jacobs in der Galerie Karsten Greve – Kunst 09/24
Leben/Macht/Angst
„Not Afraid of Art“ in der ADKDW – Kunst 09/24
Lebenswünsche
„Körperwelten & Der Zyklus des Lebens“ in Köln – Kunst 09/24
Die Freiheit ist feminin
„Antifeminismus“ im NS-Dokumentationszentrum – Kunstwandel 09/24
Atem unserer Lungen
„Body Manoeuvres“ im Skulpturenpark – kunst & gut 09/24
Die Absurdität der Ewigkeit
Jann Höfer und Martin Lamberty in der Galerie Freiraum – Kunstwandel 08/24
Vor 1965
Marcel van Eeden im Museum Schloss Morsbroich in Leverkusen – kunst & gut 08/24
Atem formt Zeit
Alberta Whittle in der Temporary Gallery – Kunst 07/24
Niemals gleich
Roni Horn im Museum Ludwig – kunst & gut 07/24
Tage des Schlafwandelns
„Übergänge des Willens“ im KunstRaum St. Theodor – Kunstwandel 07/24
Das Gewicht der Gedanken
„scheinbar schwerelos“ im Zündorfer Wehrturm – Kunst 06/24
„Welche Wahrheit trauen wir Bildern zu?“
Kurator Marcel Schumacher über „Ein Sommer in vier Ausstellungen“ im Kunsthaus NRW in Aachen – Interview 06/24
Alle sind älter
Porträts über das Alter in der Photographischen Sammlung im Mediapark – kunst & gut 06/24
Suche nach Menschlichkeit
Burkhard Mönnich in der Galerie Martinetz – Kunst 05/24
Anpassung und Eigensinn
„1863 – Paris – 1874: Revolution in der Kunst“ im Wallraf-Richartz-Museum – kunst & gut 05/24